Schneechaos? Nein, Schneeschock!
von Trithemius - 9. Jan, 17:28
Der Hamstereinkauf hat mich erschöpft. Freilich musste ich alles auf dem Rücken nach Hause tragen. Ich konnte kaum was sehen im heimtückisch leichten Schneetreiben, zumindest wenn ich die Augen geschlossen hielt. Zuletzt lag der Schnee beinah knöchelhoch, und wie ich nach Hause stapfte, dauerten mich die armen Leute, die ihren Hamstereinkauf noch aufgeschoben haben. Es ist fraglich, ob sie sich durch das beginnende Schneechaos noch zum nächsten Supermarkt durchschlagen können. Die meisten sind ohnehin geschwächt von der verheerenden Schweinegrippe oder sogar tot.
Am Montag ist gewiss kaum noch ein Durchkommen. Und wer es trotzdem schafft, kann nichts kaufen, weil die Kreditkarten nicht funktionieren. Zum Glück werden die meisten viel zu erschöpft für Randale sein und sich zum Sterben in die Ecken legen. Eines tröstet: Wer im Einkaufsparadies für immer seine Augen schließt, hat zuletzt das Glück der Erden vor der Nase gehabt. Pech nur, wenn einer beim Toilettenpapier verröchelt.
Die Heizungsthermostate habe ich in allen Räumen bis zum Anschlag aufgedreht, die heiße Dusche vernebelt schon seit Stunden mein Bad, Radio und Fernsehen plärren, die Waschmaschine dreht bei 90 Grad, bengalische Beleuchtung in allen Zimmern, - keiner soll mir nachsagen, ich hätte mich nicht ordentlich um die Klimaerwärmung bemüht. Es hat nichts genutzt, denke ich, derweil ich die verschneite Fensterbank meiner Küche abföhne, wie zum Trotz schickt uns Mutter Erde ein Schneechaos.
Große Sorgen mache ich mir wegen der Tageszeitungen. Was ist, wenn die Zeitungsausträger vom Schneeschock erstarrt in ihren Betten bleiben? Wer bringt uns dann die neusten apokalyptischen Nachrichten? Was nutzt es, wenn eifrige Redaktionen den vielstimmigen Chor der gewiss unzähligen Experten aufzeichnen, um uns vor der Bedrohlichkeit des Lebens zu warnen. Das hilfreiche Geschrei wird vielleicht ungehört verhallen im Schneechaos, quasi verschluckt.
Eines können wir uns freilich auch selber denken: Am Sonntag werden Millionen nicht zur Arbeit kommen. Das deutete sich heute schon an. Jahr um Jahr ist das Schneechaos immer chaotischer geworden. Und jetzt reicht die Kraft der Deutschen nur noch für fünf Tage Arbeit. Das bislang chaotischste aller Schneechaosse fordert seine Opfer. Am Wochenende wird den meisten nur leichte Hausarbeit möglich sein.
Zu meinem Bedauern wird diesen Text niemand lesen können. Ich habe einfach nicht mehr genug Strom im Haus, und das bisschen, was noch aus den Steckdosen tropft, das brauche ich, um auch die anderen Fensterbänke abzuföhnen.
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Am Montag ist gewiss kaum noch ein Durchkommen. Und wer es trotzdem schafft, kann nichts kaufen, weil die Kreditkarten nicht funktionieren. Zum Glück werden die meisten viel zu erschöpft für Randale sein und sich zum Sterben in die Ecken legen. Eines tröstet: Wer im Einkaufsparadies für immer seine Augen schließt, hat zuletzt das Glück der Erden vor der Nase gehabt. Pech nur, wenn einer beim Toilettenpapier verröchelt.
Die Heizungsthermostate habe ich in allen Räumen bis zum Anschlag aufgedreht, die heiße Dusche vernebelt schon seit Stunden mein Bad, Radio und Fernsehen plärren, die Waschmaschine dreht bei 90 Grad, bengalische Beleuchtung in allen Zimmern, - keiner soll mir nachsagen, ich hätte mich nicht ordentlich um die Klimaerwärmung bemüht. Es hat nichts genutzt, denke ich, derweil ich die verschneite Fensterbank meiner Küche abföhne, wie zum Trotz schickt uns Mutter Erde ein Schneechaos.
Große Sorgen mache ich mir wegen der Tageszeitungen. Was ist, wenn die Zeitungsausträger vom Schneeschock erstarrt in ihren Betten bleiben? Wer bringt uns dann die neusten apokalyptischen Nachrichten? Was nutzt es, wenn eifrige Redaktionen den vielstimmigen Chor der gewiss unzähligen Experten aufzeichnen, um uns vor der Bedrohlichkeit des Lebens zu warnen. Das hilfreiche Geschrei wird vielleicht ungehört verhallen im Schneechaos, quasi verschluckt.
Eines können wir uns freilich auch selber denken: Am Sonntag werden Millionen nicht zur Arbeit kommen. Das deutete sich heute schon an. Jahr um Jahr ist das Schneechaos immer chaotischer geworden. Und jetzt reicht die Kraft der Deutschen nur noch für fünf Tage Arbeit. Das bislang chaotischste aller Schneechaosse fordert seine Opfer. Am Wochenende wird den meisten nur leichte Hausarbeit möglich sein.
Zu meinem Bedauern wird diesen Text niemand lesen können. Ich habe einfach nicht mehr genug Strom im Haus, und das bisschen, was noch aus den Steckdosen tropft, das brauche ich, um auch die anderen Fensterbänke abzuföhnen.