Nachtschwärmer - Eine Fahrt in den Heiligabend

HeiligabenddraisineZum Auftakt der Nachtschwärmer-Vertonungen ein professionell produziertes Hörspiel. Während der Rauhnächte werden die Folgen erscheinen, die ich selbst aufgenommen habe.

Vorbemerkung: Ab dem 13. Dezember 2005 begann ich die Nachtschwärmer zu schreiben, imaginäre Fahrten mit einer Draisine über eine Bahnlinie, die am Aachener Teppichhaus vorbei führt. Ich hatte im November zu bloggen begonnen und war begeistert von diesem neuen Medium. Die digitale Interaktion ließ mich eine bislang nicht gekannte Form der sozialen Energie spüren und beflügelte meine Phantasie. Wochen zuvor hatte ich noch in einem tiefen Tal gesessen, nicht wissend, was ich mit mir und meinem Kummer anfangen sollte. So wurde das Bloggen zur Selbsttherapie. Ich wünschte mir einen guten Platz in der Welt. Aber wo sollte der sein, wenn die Welt aus den Fugen ist? Daher sah ich im Medium Blog eine Möglichkeit der Vernetzung aller, die sich nicht abfinden wollen mit dem Gang in die Dystopie. Meine anfängliche Euphorie ist geschwunden. Aber Veränderungen sind möglich, und alle Veränderungen beginnen mit einem Traum.

Die Nachtschwärmer schrieb ich online in jeweils fünf Etappen. Bis April 2006 entstanden 44 Fahrten. Ich habe die Texte redigiert und werde sie demnächst als Buch vorlegen. Einen Text verwarf ich, den Weihnachtsnachtschwärmer. Er spiegelt ein Sendungsbewusstsein, das ich nicht mehr habe. Just diese Folge hatte Blogfreundin Marion Wolff (Immekeppel) in guter Erinnerung. Marion Wolff arbeitet bei der Deutschen Welle. Sie hat den Text leicht gekürzt und mit dem Redakteur Rolf Wenkel als Sprecher ein Hörspiel daraus gemacht:


Eine besinnliche Fahrt in den Heiligabend wünscht Ihnen und Euch,
Trithemius

Originaltext hier
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Abendbummelfee - Serielles Gif - Trickfilmstudio

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The Pogues: Christmas In The Drunk Tank - Gif-Animation: Trithemius

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Nachtzug mit Skoptophobie - Trickfilmstudio

Liebe Kundinnen und Kunden,

gleich wrdsch mer ehmd de Stimmbändor durchn Honischdopf ziehn, nu, äh, infiziert ... heute werde ich meine Stimmbänder ölen und aus dem Nachtschwärmer-Manuskript die ersten Folgen lesen. Sie werden die Rauhnächte über zu hören sein - zur Einstimmung auf das kommende Buch im Teppichhausverlag. Und natürlich werd 'ch ni Sächsisch sprechn duhn, sondern man wird allenfalls meinen rheinischen Tonfall heraushören können. Die ersten Nachtschwärmerfahrten rollen mit einer Draisine über das Gleisnetz einer Güterbahnlinie von Aachen nach Belgien.

Einstweilen die Neubearbeitung einer Eisenbahn-Gifgrafik als Video. Suchen Sie keinen Sinn darin, finden Sie höchstens einen, muss aber nicht. Viel Vergnügen, Ihr Trithemius

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TT-Musiktipp - James Blake; Limit To Your Love

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Ein Dresdner pustet mich an - Mein surrealer Alltag

Man hat meine Telefonnummer getauscht. Das wäre wegen einer „Verfügung der Netzagentur“ nötig, teilte mir der Telefonanbieter mit. Meine siebenstellige Nummer werde auf eine achtstellig umgestellt. Am 14. Dezember wurde also mein Festnetzanschluss mit einer anderen Rufnummer versehen, und just ab dem 14. Dezember war ich nicht mehr zu erreichen. Es ist mir nicht sofort aufgefallen, denn ich selbst konnte noch telefonieren. Anrufer hörten aber nur ein Besetztzeichen. Am nächsten Morgen meldete ich die Störung, und am Nachmittag funktionierte mein Telefon wieder. Gegen 20 Uhr rief mich ein Techniker auf dem Handy an.

„Spreche ich mit Herrn Jules van der Ley bärseenlch?“
„Ja.“
„Sä haben äne Schtörung von Ihrem Delefon-Anschlüss gemeldet.“
„Das hat sich erledigt, mein Telefon geht wieder.“
„Das säh ’ch awor anders.“
„Jedenfalls konnte ich heute Nachmittag telefonieren.“
„Wie ist denn Ihre Rufnummor?“
„Das weiß ich nicht auswendig, ich habe sie ja erst seit dem 14. Dezember.“
„Sä kennen Ihre Rufnummor ni? Nizuglohm! Awer die mussdn Sä toch allen Freundn und Verwandschen saren. Iwwerlehchn Sä mal. Sowas duht man sich doch merkn.“
„Haben Sie mich etwa angerufen, um mich zu schulmeistern? Ich bin der Geschädigte.“
„Jetz bleim Sä mal aufm Däbbch. Da müssen Sä mich wärglich ni gleich annflauhm. Ist Ihre Festnetznummor xx xx xx xx?“
„Könnte sein.“ Der Tuppes konnte sie natürlich in der Störungsmeldung lesen.
„Nu, dann rufe ’ch Sä jetzt auf diesor Nummor an. Oochnbligg - werdsch schon deigsln.“
„Gut.“

Mein Telefon klingelt, zweimal kurz, dann ist Stille. Gerade bin ich ein paar Schritte gegangen, klingelt es erneut. Diesmal lang genug, dass ich abnehmen kann. Er ist dran.

„Wenn es bei Ihnen jeglingeld hat, das war ’ch. ’ch hab ehmd de Leidung freigepusded. Nu duhts wiedor fludschn.“
„Fein. Ging ja schon heute Nachmittag.“
„Nu, sähnse! Da wünsche ’ch Ihnen noch ähn guden Ahmd.
„Danke, Sie mich auch.“

Mehr aus meinem surrealen Alltag
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Vagabundierende Texte - Ethnologie des Alltags

Das erste Beispiel eines vagabundierenden Textes habe ich während meiner Schriftsetzerlehre gesehen. Der Juniorchef der Druckerei war unser Setzereileiter. Nachmittags hängte er seinen grauen Kittel an den Haken, zog ein Jackett an und begab sich auf Kundenbesuch, um neue Aufträge zu akquirieren. Die Gesellen machten sich dann über seinen Kittel her, denn in der Brusttasche klemmten hinter ein paar Papiermustern ein pornografisches Foto, und dahinter ein zusammengefaltetes DIN-A4-Blatt, worauf mit Schreibmaschine ein pornografischer Text geschrieben war. Das Blatt war so oft geöffnet und wieder gefaltet worden, dass die Kanten schon Risse hatten. Solche Blätter waren immer Originale, denn wer sie weitergeben wollte, musste sie abtippen.
Textvagabunden

Fotokopien aus den 80er des letzten Jahrhunderts, Sammlung Trithemius

Das änderte sich, als der Fotokopierer in die Büros einzog. Es wurden natürlich nicht nur pornografische Texte kopiert und per Hand weitergegeben. In vielen Büros der Verwaltungen hängen launige Sprüche oder längere Texte an der Wand, an der Tür oder am Schwarzen Brett, mit denen man sich den Büroalltag versüßt. Inzwischen werden solche Texte auch per E-Mail weitergereicht und verbreiten sich im Internet, so beispielsweise die Typbeschreibung des Trabbis 601 S auf Sächsisch, die Geschichte vom Hund des Gewerkschafters oder die Anleitung Wie man andere in den Wahnsinn treibt.

Solche Texte haben eine Weile Konjunktur, verschwinden dann in der Versenkung, bis sie irgendwer wieder hervorholt und erneut in Umlauf bringt, vielleicht in modifizierter Form. Wer sie erdacht und niedergeschrieben hat, ist fast nie festzustellen. Es handelt sich wie bei Witzen oder urbanen Sagen um Textvagabunden.

Vor einigen Tagen sandte mir Jeremias Coster, Professor für Pataphysik und Leiter des Instituts für Datengeräte an der Technischen Hochschule Aachen, ein Rundmail zu. Es war nicht die erste dieser Art, denn Coster sammelt schon seit Jahrzehnten schriftliche Belege der Volkskultur. Costers neuestes Exemplar passt gut in die Jahreszeit. Der Textvagabund scheint relativ jung zu sein. Den frühesten Beleg fand ich im Jahr 2006. Hier Costers Sendung, von mir für das Teppichhaus formatiert:
Kälte ist relativ
Über weitere Textvagabunden freue ich mich.

Mehr Ethnologie des Alltags
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Elefantenrüsselslips, Weihnachtsmannschlauchhosen

Registratur
Als ich vor ziemlich genau fünf Jahren über Elefantenrüsselslips und Weihnachtsmannschlauchhosen schrieb, habe ich nicht geahnt, dass der Text über die Textilien so lange aktuell bleiben würde. Nur nach Herrn Sauer fragt niemand mehr. Er wurde zuletzt im März 2007 gesehen. Da speiste er beim Damenprogramm des Gipfeltreffens der EU-Staats- und Regierungschefs in Berlin mit den First Ladies. Was er zu diesem Anlass trug, weiß ich nicht, aber er kam bestimmt nicht in dem unmöglichen Slip, den holländische Männer sich manchmal überziehen. Hören Sie selbst.

Mehr aus der Internetregistratur
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Zwei Abzockmaschen - Ethnologie des Alltags

1. Die Ambulanz

Ein junger Mann in roter Jacke und einem Namensschild am Revers klingelt zweimal an meiner Wohnungstür. Nassforsches Auftreten. Er spricht mit Ostelbischer Zunge.

Er: „Einen wunderschönen guten Tag!“
Schon verschissen. Mir reicht ein guter Tag allemal.
„Ich bin von der Ambulanz.“
Wie ist der überhaupt ins Haus gekommen? Und welche Ambulanz?
„Keine Sorge, ich komme nicht, um Sie abzuholen!“
Das ist das Letzte, woran ich gedacht hätte.
„Ich besuche heute alle, die in dieser Straße wohnen zwischen 17 und 87 Jahren. Sind Sie doch noch dazwischen, oder?“
Ich: „Hören Sie, für dumme Sprüche habe ich wirklich keine Zeit. Guten Tag!“ Tür zu.

Ein Drücker. In unserem Haus wird er niemanden finden, der auf seine Sprüche reinfällt. Sie wirken dumm, aber sind wohl kalkuliert. Bei alten Leuten könnte er damit Erfolg haben. Zuerst jagt er ihnen einen leichten Schrecken ein mit dem Hinweis auf die Ambulanz. Dann die Erleichterung, man wird nicht abgeholt. Jetzt der Hinweis auf die gesamte Straße und alle zwischen 17 und 87 Jahren. Besonders einsame Menschen freuen sich vermutlich, dass sie zur Straßengemeinschaft gezählt werden, wenn’s auch sonst keinen interessiert. Die Frage, ob man nicht etwa jünger oder älter ist, stellt eine günstige Stimmung für die Abzocke her.

2. Der Goldring

Diese Masche ist mir in Aachen und in Hannover je einmal begegnet: Auf dem Bürgersteig kommt mir ein Mann entgegen, und just, wie wir auf einer Höhe sind, ruft er etwas aus, bückt sich und hebt einen dicken goldenen Ring auf. Dann vertritt er mir den Weg. Er spricht nur gebrochen Deutsch, steckt sich vor meinen Augen den Ring an den Finger und stellt fest, dass er nicht passt. Jetzt drängt er mich mit aller Liebenswürdigkeit, den Ring anzuprobieren. Ich lehne ab und sage, „den müssen Sie zum Fundbüro bringen!“ Er wird unwillig, versucht mir den Ring in die Hand zu drücken und will plötzlich Geld dafür. Da wende ich mich ab, und er zieht davon.

Er hat den Ring natürlich selbst auf dem Bürgersteig abgelegt, als er sich bückte. Dieser Betrugsversuch ist schon fast beleidigend, denn er unterstellt Unehrlichkeit und Goldgier, könnte aber bei Leuten in materieller Not verfangen, wenn sie ein bisschen naiv sind und an Wunder glauben.

Mehr: Ethnologie des Alltags
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Wenn Sie ein Konzert besuchen - denken Sie an mich

Manchmal höre ich über mir ein Waldhorn. Es wird durchaus gekonnt geblasen, aber eine richtige Melodie ist nicht zu erkennen. Ich glaube, mein Obernachbar ist Waldhornbläser in einem Orchester und viel auf Reisen, denn seine Übungen im Tuten und Blasen dringen ja nur manchmal an mein Ohr. Es trifft mich also immer unvorbereitet und daher gelingt es mir nicht, mich gegen diese unerwünschten Töne zu wappnen, also etwa aushäusig zu sein, wenn der Waldhornbläser bläst. Gesehen habe ich ihn noch nie, daher könnte mein Obernachbar auch eine Waldhornbläserin sein.

Wenn das Waldhorn blasende Mensch mit seinem Orchester vor einem lauschenden Auditorium von Musikliebhabern auftritt, dann mag der Hörgenuss vollkommen sein. Doch ich bekomme nur die akustische Schattenseite ab, nur das Üben irgendwelcher Tonfolgen. Es wäre deshalb eine schöne Geste, wenn der Dirigent vor jedem Konzert sich ans Publikum wenden würde mit etwa folgenden Worten: „Meine Damen und Herren, bevor wir Ihnen einen musikalischen Hochgenuss bereiten, für den Sie mit Recht eine Eintrittskarte gelöst haben, wollen wir in einer Schweigeminute all jener gedenken, die meine Orchestermitglieder beim häuslichen Üben ertragen müssen. Denn nur der Duldsamkeit dieser Menschen ist es zu verdanken, dass wir Ihnen Musik in höchster Perfektion zu bieten im Stande sind.“ Das würde mich besänftigen. Von einer solchen Ansprache habe ich aber noch nie etwas gehört.

Eines Tages werde ich vielleicht die Treppe hinaufgehen, klingeln, und wenn der Waldhornbläser öffnet, werde ich ihm wortlos einen Kinnhaken verpassen, der sich gewaschen hat. Falls aber die Tür von einer Waldhornbläserin geöffnet wird, werde ich still verzweifeln, mich entschuldigen und sagen, ich hätte mich in der Tür vertan.

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Zum Advent - Ein Liebesbrief - Internetregistratur

Registratur
Eine tragikomische Liebesgeschichte hat Blogfreund Videbitis weit hinten im Lager des Teppichhauses gefunden und überzeugend in Wort und Bild übertragen. Er empfiehlt, Taschentücher bereit zu halten, wozu ich auch nur raten kann, es geht um Geld. Eintritt frei!
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