Abendbummel online

Redundante Gurke

Liegende im Vorbeigehen

So ein vorbildhaftes Verhalten zeigen Touristen selten. Die meisten trotten durch die Straßen, stehen im Weg und ziehen einen Flunsch, weil die Ladenketten- und Handyläden in Aachen genauso aussehen wie zu Hause. Doch das hätten sie sich denken können. In deutschen Fußgängerzonen kann es einem ergehen wie dem Bauern, der vor Köln stand und sagte: "Das ist Neuss!" Geringe Unterschiede senken den Informationsgehalt, und das bringt Langeweile. Und wenn ich dauernd gelangweilte Gesichter sehe, langweile ich mich auch.

Leider hat die Saure-Gurken-Zeit begonnen, weshalb ich auch mit einer sauren Gurke über der Tastatur sitze. Was ist eigentlich ein Schock? Ein Beispiel: Als der Bild-Chefredakteur Kai Diekmann eines morgens die TAZ aufschlug, worin Kollege Gerhard Henschel über Diekmanns missglückten Versuch berichtete, seinen Kai mit Leichenteilen verlängern zu lassen. Das war natürlich erfunden, genauso wie die meisten BILD-Berichte, wenn’s um unten rum geht, damit die Auflage wieder ansteigt. Immerhin die. Also dieses Ereignis war für den Bild-Chefredakteur ein Schock, garantiert. Denn die Satire in der TAZ hatte für Kai Diekmann einen hohen Informationsgehalt. Er hatte nicht erwartet, dass man ihm antut, was er anderen Leuten durch BILD antun lässt. Mit jedem erneuten Lesen sank der Informationsgehalt. Der Beitrag in der TAZ wurde für Kai Diekmann zunehmend redundanter, informationstheoretisch gesagt. So wurde aus einem anfänglichen Schock ein Ärgernis oder eine latente Bedrückung. Wer das nötige Geld hat, lässt Anwälte antanzen, damit sie das Ärgernis oder die latente Bedrückung beklagen.

Heute verkündet BILD auf dem Titel einen GELDSCHOCK.

Wenn keine Kunden im Laden sind, sitzt mein Tabakhändler hinter der Theke und liest die Aachener Zeitung oder die BILD. Der Geldschock hat ihn offenbar nicht vom Hocker gerissen, denn er dreht gelangweilt Däumchen. Um ihn aufzumuntern frage ich: „Was gibt’s Neues?“. „Och, nüüss!“, sagt er und nimmt meine Tabakmarke aus dem Regal.

Mit einem
Andenkenladen in Parterre eines historischen Wohnhauses am Dom muss mein Tabakhändler sich vermutlich keine Gedanken um einen Geldschock machen. Er sieht auch nicht wie ein Börsenspekulant aus. Allerdings gibt es viele Bildleser, in deren Portemonnaie tendenziell Ebbe herrscht. Das Bewusstsein, kein Geld zu haben, hat für sie keinen Neuigkeitswert. Einen Schock haben sie irgendwann in der Vergangenheit bekommen, zum Beispiel als Herren in Nadelstreifen verkünden ließen, dass der Arbeitsplatz vorgestern ans andere Ende des Erdballs verlagert wurde. So ein Schock kann lange in den Knochen sitzen, doch auch eine bedrückende Tatsache wird, informationstheoretisch gesehen, jeden Tag redundanter, - und dann zum endlos bedrückenden Einerlei.

Letztens habe ich einen Bericht über die Kunden der Hilfsorganisation DIE TAFEL gesehen. Man kriegt schon beim Zuschauen et ärme Dier von soviel Elend. Dass es in unserer schwerreichen Gesellschaft unzählige Menschen mit erdrückenden existenziellen Sorgen gibt, und dass sie keine Anwälte haben, ist kein Schock, sondern Alltag, den kaum jemand noch beklagt.

Die Tour de France rollt. Beim Prolog am Samstag sprachen die beiden öffentlich-rechtlichen Reporter in jedem zweiten Satz von Doping. Natürlich hat man bei ARD und ZDF ein schlechtes Gewissen, denn sie müssen sich viele Jahre der Kumpanei mit T-Mobile und anderen Radrennställen zum Vorwurf machen. Die ARD trat sogar zeitweilig als Co-Sponsor von T-Mobile bzw. Telekom auf. Das war ein journalistischer Sündenfall der Sonderklasse. Wenn Informationserzeuger und Informationsverbreiter eins sind, ist jede objektive Berichterstattung unmöglich. Jetzt hatte man die Reporter dazu verdonnert, ständig vom Doping zu faseln. Doch das nutzt leider gar nichts. Wenn man ein Wort zu oft hintereinander benutzt, wird es redundant, und der Hörer beginnt sich zu langweilen. Hier gilt das gleiche Gesetz wie im Leben. Horaz hat es formuliert:
Auf dem Mittelweg gehst du am besten.

Guten Abend
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Einspaltiger toter Briefkasten

Nach einem arbeitsreichen Tag und Fußwegen durch Nässe und, ja, sogar Kälte zu Hause aufs Bett zu fallen und einzuschlafen, derweil Musik dudelt und der Abend langsam herabsinkt, das geht ja noch. Doch ich träumte unentwegt von einem Text, den ich zu einer Glosse umschreiben sollte und der einfach nicht in die vorgesehenen drei Zeitungsspalten passen wollte.

Konservenmusik kann etwas Gnadenloses haben. Musiker aus Fleisch und Blut wären nach und nach leiser geworden und von wilden Rhythmen zu sanften Klängen übergegangen. Sie hätten mir die Glosse in eine gefällige typographische Form musiziert. Und wenn ich mich erleichtert aufseufzend herumgedreht hätte, dann hätten die achtsamen Musiker ihre Instrumente eingepackt und wären auf Zehenspitzen gegangen, nicht ohne mich vor dem Hinausgehen noch zuzudecken. Da ich aber Musik-Konserven hörte, erwachte ich völlig durchgefroren und in dem Bewusstsein, der Text passt noch immer nicht ins Layout.

Gut, ich habe mir einen
Pullover übergezogen, die Heizung angemacht und schreibe jetzt einfach einen einspaltigen Text, der so lang sein kann, wie er will. Und damit weder Hurenkinder, Schusterjungen noch Gießbäche das Druckbild stören, gibt es auch keinen umlaufenden Text, sondern zwei Fotos übereinander. Typographische Fehler werden ja selten so richtig wahrgenommen. Doch sie knirschen beim Lesen und hinterlassen unerquickliche Gefühle, so dass der Leser unwirsch aufschaut, nicht wissend, was ihm die Laune verhagelt hat, und schon kriegen Unschuldige ihr Fett weg, die vielleicht nicht einmal lesen können.

Der Nachteil meiner
typographischen Fürsorglichkeit – man möge sich darauf einstellen, dass die Fotos ziemlich hässlich sind, denn sie zeigen ein ekliges Hinweiszeichen auf einen toten Briefkasten. Das Hinweiszeichen wäre weniger eklig, wenn ich es in seinem frischen Zustand hätte fotografieren können. Doch zu diesem Zeitpunkt vor zwei Tagen hatte ich mein Handy nicht bei mir. So ist dann wohl auch die geheime Nachricht schon abgeholt worden. Hoffentlich fand der Agent nicht die Anweisung vor, weitere tote Briefkästen einzurichten, denn wie gesagt, wenn auch der tote Briefkasten selbst für das unkundige Auge unsichtbar ist, das Hinweiszeichen ist nicht schön anzusehen.
Toter-Briefkasten
Erdbeerjoghurt auf Bürgersteig vor einem verwaisten Ladenlokal
Fotos: Trithemius


Am 24. Juli 1994 schilderte der Ex-KGB-Agent Victor Suverov im Niederländischen Fernsehen einige Praktiken des KGB. Sowjetische KGB-Agenten hätten zum Markieren toter Briefkästen ausgegossenen Joghurt benutzt. Die Farbe markierte die Wichtigkeit der Information. Befragt, warum gerade Joghurt, sagte Suverov, Joghurt auf dem Bürgersteig sehe eklig aus. Jeder mache einen Bogen darum.

Eben stellte ich
fest, dass sich seit kurzem auch in meiner Wohnung ein toter Briefkasten befindet. Es ist mein Kühlschrank. In ihm steht ein einsamer Becher Erdbeerjoghurt. Die geheime Botschaft ist klar: Geh einkaufen, Mann. Leider sah ich sie zu spät, denn ich hatte ja stundenlang mit den drei Spalten einer unpassenden Glosse gekämpft.

Guten Abend


Abendbummel online
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Süß und scharf und lieblich

Damen waschenWenn es auch unablässig schüttet, egal, jetzt wird gebummelt. Unter meinem Schirm ist noch Platz. Warum eigentlich kann das Mobiltelefon noch kein Infraschallfeld erzeugen, von dem die Regentropfen abperlen? So was erfindet mal wieder keiner. Oder die Regenschirmfabrikanten haben das Patent aufgekauft, und jetzt verrottet es in irgendeinem Tresor. Infraschall ist allerdings auch ein wenig heikel, denn er löst Wahrnehmungsstörungen aus – man sieht Geisterscheinungen.

Es gibt zur
Zeit zwei Klassen von Geistern, jene mit und jene mit ohne Regenschirm. Die ohne besitzen keinen oder haben ihn irgendwo vergessen und sind sowieso Optimisten. Es ist aber kein schöner Anblick, wenn selbst die Optimisten gebückt gehen und sich die Jacke zuhalten, damit ihnen nicht auch noch das seifende Wasser von den Regenschirmen der Pessimisten in den Kragen tropft. Obwohl ja nicht nur Pessimisten einen Regenschirm mit sich führen. Es geht um verantwortliche Selbstsorge. Nur ein Regenschirm berechtigt den Anspruch auf ein schönes Leben, eine antike Idee, die der Wissenschaftsphilosoph Michel Foucault wieder ans Licht gehoben hat. Also zählen wir uns zur Kategorie der vorsorglich beschirmten Optimisten.

Im Café droht die Scheibe zu beschlagen. Na ja, draußen ist ohnehin nicht viel zu sehen. Herbstliche Düsternis. Ich sitze neben einer lesenden Chinesin. In einer Vitrine plätschert der dreistöckige Schokoladenbrunnen. Welch ein Luxus. Doch der größere Luxus sitzt einen Tisch weiter, zwei Männer, die sich vergnügt über Literatur unterhalten. Da vermisse ich meinen Freund Mike, der vor einem Jahr weggezogen ist. Er sprach gern von englischer Kriminalliteratur und just von Ian Ranking und seinem Kommissar John Rebus, über den auch die beiden sich unterhalten. Und dann erzählt der eine von einem Roman, in dem Gott eine Freundin hat, Jeanette heißt sie, glaube ich. Hab’s leider nicht recht verstehen können. Jedenfalls hat Gott seiner Freundin die Welt geschenkt. Das klingt verflucht plausibel. Meistens kriegen die Flittchen die besten Geschenke, und was sie dann damit machen, sehen wir nicht nur am Wetter. Irgendwer muss dem kapriziösen Weib dringend den Kopf waschen, der verliebte Narr macht's garantiert nicht.

Ach ja, zum Foto
oben: Wenn mir demnächst einmal danach ist, Damen zu waschen, dann weiß ich, wo ich hingehen kann. 15 Euro, das ist preiswert, vor allem, wenn sie sich anschließend auch noch selbst fönt.

ChiliSchokolade

Einen Selbstversuch hatte ich drüben in der Cafeteria versprochen. Leider fiel es mir erst wieder ein, als ich schon Kaffee getrunken hatte, en die winkel van de nederlandse „chocolate company“ ist gleich nebenan. Meine Aussagen sind also mit Vorsicht zu genießen. Diese Vorsicht vergaß ich bei der heißen Chili-Schokolade, die mir eine Kellnerin mit bezauberndem niederländischen Akzent servierte.

In heißer Milch steckt ein Holzlöffel, und der steckt in einem Schokoladenblock, der sich langsam auflöst. Den Mund kann man sich an der Milch nicht verbrennen, denn es dauert eine Weile, bis sich die Schokolade verteilt hat. Jedenfalls schwamm plötzlich ein rosiger Splitter in der Milch. Wenn man gerade keinen Grund zum Weinen hat, sollte man ihn nicht zerbeißen. Zum Glück wird zur Chilischokolade eine feine Puddingcreme gereicht, mit der sich die Geschmacksnerven besänftigen lassen. Meine Stimmung hob sich. Leider ist ungewiss, ob es an der Chilischokolade lag oder an der Kombination von Kaffee, Chilischokolade, Kellnerin und an der Tatsache, dass ich fein drinnen saß, während draußen die geduckten Optimisten vorbeirannten.

Guten Abend

Fotos: Trithemius
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Extreme Lagen erfordern teuflische Mittel

reim dich oder ich fress dichEin fahrender Student klopfte eines Nachts an die Tür eines einsamen Bauernhauses und bat um ein Nachtlager. Der gutmütige Bauer holte den durchgefrorenen Studenten in die Stube, wo die Familie sich gerade um den Tisch versammelt hatte, um das Nachtmahl einzunehmen. Der Student blies froh in seine klammen Hände. „Warum machst du das?“, fragte der Bauer. „Na, damit sie warm werden“, sagte der Student. Man reichte dem Studenten einen Teller dampfender Suppe. Der Student wollte sich nicht den Mund verbrennen und blies in die Suppe. „Ja, warum machst du das denn?“, fragte der Bauer. „Damit die Suppe abkühlt“, sagte der Student arglos. „Oho!“, rief der Bauer. Bist du etwa einer, der heiß und kalt zugleich aus dem Maul blasen kann?! Das kann nur mit dem Teufel zugehen, also pack dich wieder!“
(Freie Nacherzählung eines Schwanks aus dem Rollwagenbüchlein von Jörg Wickram. Ein Eintrag über das Rollwagenbüchlein fehlt leider noch bei Wikipedia. Das Rollwagenbüchlein ist eine Sammlung von Schwänken und Anekdoten, die man sich im 16. Jahrhundert bei der beschwerlichen Reise mit dem Rollwagen erzählte)
terrorsommer zwei punkt nullAuch Schokolade kann den Menschen heiß und kalt machen, je nach Bedarf. Wenn’s auch nicht mit rechten Dingen zugeht, diese Teufelei soll egal sein, angesichts der rasch wechselnden Wetterlage. Am 21. Juni hat übrigens die jährliche Regenzeit begonnen, auf die wir uns in Zukunft einstellen müssen: Tropische Temperaturen und heftige Regengüsse mit Kälteeinbrüchen, immer hübsch hin und her. Gerade hast du dir die heiße Schokolade geholt und willst dich wärmen, schon knallt die Sonne durch ein Wolkenloch, und du brauchst Eisschokolade. Da hilft es, wenn du ebenfalls kalt und heiß zugleich aus dem Maul blasen kannst.

Man kann die neue Regenzeit natürlich auch „Terrorsommer“ nennen, wenn man zum Beispiel sensationsgeil wie Lumpi ist und täglich in der BILD-Redaktion hockt. Natürlich meinen sie mit "Terrorsommer" nicht das Wetter, sondern den geistigen Terror, mit dem sie ihr Geld verdienen. Es ist grad so, als wollten sie ein paar hochgehende Kofferbomben herbeipfeifen.

Man stelle auf dem Markt ein paar bunte Fahnen und ein Absperrgitter auf. Dann kannst du darauf wetten, dass sich die Müßiggänger und Bummler bald ans Gitter hängen und die Fassade des Rathauses angaffen. Nur ein Bummler konnte leider nicht mitmachen.
Wenn die bunten Fahnen flattern
Er durfte nämlich sein Fahrrad aus der Werkstatt holen. Wie fein es jetzt wieder ist, ein heißes Gefährt. Auf der Heimfahrt musste er es ordentlich anpusten, damit er sich keine edlen Teile verbrannte. Doch dann begann es auch schon wieder zu regnen.

Guten Abend

Fotos: Trithemius
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Gut gestützter Abendbummel

Eigentlich wollten wir uns ja heute einen faulen Tag machen, zumal es draußen irgendwie herbstlich ist. Raus müssen wir trotzdem, denn wir sind ja Regenmenschen. Bei Regen und Wind ist viel mehr Sauerstoff in der Luft. Das habe ich früher beim Radsport deutlich spüren können. Regen wirkt sich positiv auf die Ausdauerleistung aus.

grosse tasse kaf"Aus aus", also der Radsport. Er fordert viel Zeit, und die habe ich grad mal nicht. Doch Zeit für einen Kaf muss drin sein.
Kaf ist kein Tippfehler. Die Computerkassen sind gnadenlose Orthographie-Determinatoren. Allerdings hätte der Programmierer der Kasse auch „kleiner Kaffee“ – „großer Kaffee“ ins Programm eingeben können, das hätte gepasst, zumal "große" sowieso falsch geschrieben ist und damit ein Buchstabe zu lang.

So ein Kassenzettel ist eine wahre Plaudertasche. Der Kunde ist also am 29. Juni 2007 um 17:32 Uhr im Cafe am Münsterplatz an die Theke getreten, hat „eine grosse Tasse Kaf“ gekauft und ein "Wrap vegetarisch" dazu. Bedient hat ihn eine Frau Ebdalin. Ihr Name steht auch auf einem Schild an ihrem Kittel. Sie ist eine öffentliche Person. Die Bestellung hat den Kunden ein kleines Vermögen gekostet, wenn man es in Deutsche Mark umrechnet. 1,30 DM beträgt die Mehrwertsteuer. Von der Summe, die den Tasse-Kaf-Trinkern an einem Tag in diesem Cafe im Auftrag des Finanzministers abgezockt wird, könnte einer von ihnen eine Villa am Starnberger See mieten. Pardon, das waren jetzt viele Umstandsangaben in einem stilistisch dafür eher ungeeigneten Relativsatz. Die ganze Satzkonstruktion ist eine Zumutung. Ich würde hier nicht weiterlesen.

Rein in die KompressionWerbung kann so verführerisch sein. Fast jeden Tag lockt mich dieser Korb. Ob das Einsteigerset etwas Ähnliches ist wie ein Schuhlöffel für Kompressionsstrümpfe? Mit Gleitöl? Oder soll der übermütige Passant zum Hals-über-Kopf-Einstieg in die wunderbare Welt der Körperkompression verlockt werden? Man weiß es nicht. Auf jeden Fall hat die Kompressionsware Zukunft. Sie geht gut, anders als Umstandsmode. Allerdings habe ich heute seit langer Zeit mal wieder eine Schwangere gesehen. Sie stand vor mir an der Kasse des Supermarkts. Dass sie am 29. Juni 2007 um 19:05 Uhr in just diesem Supermarkt eingekauft hat, weiß auch ihre Bank. Wer viel mit Karte bezahlt, dessen Leben lässt sich bei seiner Bank ziemlich genau nachzeichnen. Das ist eigentlich noch viel seltsamer als ein Kompressionsstrumpfeinsteigerset.

Der Verkauf von Umstandsmode lohnt sich nicht mehr

Guten Abend

(Fotos: Trithemius)
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Kurzer Erinnerungsbummel

Bei dem derzeitigen Wetter weiß man gar nicht, was man anziehen oder ausziehen soll. Am Markt ist es plötzlich so lausig kalt, dass meine starren Finger die Süddeutsche nur mühsam auseinanderkriegen. Und dann ist sie auch noch kaum im Wind zu bändigen. Immerhin kann ich im Sportteil etwas von Rudolf Scharping lesen, dem derzeitigen Präsidenten des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR). Scharping fordert: „Der Kampf gegen Doping muss absolut konsequent und seriös geführt werden.“

Man erinnere sich, 10 Jahre zurück: Anlässlich der Tour de France 1997 konnte man im Fernsehen viele Beispiele von Scharpings Seriosität beobachten. Damals war Scharping noch Vorsitzender der SPD-Fraktion im Bundestag, und als begeisterter Hobby-Radfahrer hatte er Jan Ulrich und Erik Zabel während einiger Touretappen begleitet. Dabei war er den beiden so auf den Pelz gerückt, dass er seinen Spezi Erik Zabel sogar mit schlüpfrigen Wortspielen erfreuen durfte. Näheres in folgendem Text, den ich damals für die Titanic-Rubrik „Briefe an die Leser“ geschrieben habe:
Die Worte des Vorsitzenden Scharping
(Titanic 10/97)

Derselbe Rudolf Scharping hat angeblich erst kürzlich vom heulenden Erik Zabel erfahren, dass im Radsport gedopt wird. Jetzt verdreckt der mir schon wieder das Sommerloch. Na ja, ein richtiger Sommer ist es sowieso nicht.


Guten Abend
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Abendbummel online - Hören Sie das Knistern der Scheine?

Helfen die TablettenAm Ende der Bank entlang der Hausfront des „Domkellers“ sitzen neben mir drei wohlsituierte Herren. Bald gesellt sich eine Frau hinzu. Ihr fröhlicher Gruß wird nur achtlos erwidert. Die Drei sind sich einig, dass ihrer An- oder Abwesenheit nur geringe Bedeutung zukommt. Offenbar ist sie mit dem stoffeligsten der drei verheiratet, und das hat sie abgehärtet, denn sie lässt munter auf Blumen in ihrer Einkaufstüte schauen. „Sind das nicht schöne Farben?“, fragt sie. Einer brummelt „Hm, ja“, dann reden sie über ein Fußballspiel und den Schiedsrichter.

Wie das Gespräch vom Rasen hinüber zur Arktis fliegt und wie grünlich, vom Flieger aus gesehen, die Eisberge schimmern, bekomme ich nicht mit, denn ich versuche mit mäßigem Erfolg meine Ohren zu verschließen. Einer murmelt etwas von Klimaerwärmung. Der die Eisberge von oben gesehen hat, versichert, dass die Flugzeughersteller alles in ihrer Macht stehende für den Klimaschutz tun. In einem Institut der Technischen Hochschule forsche man im Auftrag von Rolls-Royce an Turbinenschaufeln. Dazu sei eigens eine Halle errichtet worden. Rolls-Royce liefere immer wieder Metallblöcke an und lasse sie mit unterschiedlicher Hitze schmelzen, auf dass man die absolut und endgültig beste Turbinenschaufel daraus gieße. Und habe man an der TH erst einmal die Königin aller Turbinenschaufeln gefunden, verbrauche ein Flugzeug weniger Kerosin als ein Moped, weshalb man schon jetzt ruhigen Gewissens die Eisberge überfliegen und angucken dürfe, denn man müsse sich schließlich mit eigenen Augen vom Zustand der Eisberge überzeugen. Zugegeben, das mit dem Moped habe ich erfunden.

Von den eisbergfreundlichen Schaufel-Tests wandert das Gespräch zu den Ohren des einen. Er hat einen Pfropfen drin. „Mit den Ohren ist nicht zu spaßen“, meint die Frau, und nutzt die Gelegenheit, sich ein wenig mehr Aufmerksamkeit zu sichern. Der Taube müsse zum Ohrenarzt, der werde mit einem feinen Röhrchen den Pfropfen heraussaugen. Ich gucke stiekum zu ihm hinüber. Ein Röhrchen in seinem Ohr und das andere Ende im Mund des Ohrenarztes – da hätte ich lieber noch mehr von den Turbinenschaufeln gehört. Doch leider will er nicht auf den Rat der Frau hören, sondern erwägt, sich die Ohrstöpsel selbst herauszupulen, da er ja „Selbstzahler“ sei. Nun hebt die Frau mit schweren Warnungen an, welche Verwüstungen eine Haarnadel in seinem Ohr anrichten könnte, dringt jedoch nicht durch den Pfropfen an seinen Verstand.

Gestern abend wurde mir ein Professor der Ohrenheilkunde vorgestellt, und ich sagte: „Den Herrn Professor Doktor, Doktor kenne ich schon.“ Da grinste er sardonisch und fragte: „Habe ich Ihnen auch schon einmal weh getan?“ „Ja“, sagte ich. Tatsächlich war ich vor Jahren bei ihm gewesen. Er war zu einer Vitrine gegangen, in der allerlei hässliche Gerätschaften lagen, und hatte eine seltsam geformte Pinzette herausgeholt, die vermutlich älter war als wir beide zusammen. Damit hatte er in meinen Ohren herumgepult und mir dabei so weh getan, dass ich dachte, ich sitze auf einem Folterstuhl. Als die blutige Tortur vorbei war, hatte er Daumen und Zeigefinger aneinander gerieben und gefragt: „Hören Sie das?“ Ja, diese Geldzähl-Geste hörte ich genau und ich ärgerte mich, dass ich privat versichert bin und er sich gewiss ein fettes Honorar für seine Stümperei berechnen würde.

Ich wandte mich von meinem alten Peiniger ab und sagte ihm auch nicht, dass ich just vorgestern bei einem seiner Kollegen gewesen war, einem Arzt ohne Doktortitel. Er verpasste mir eine sanfte, schmerzlose Ohrenspülung. Denn dafür gibt es ein probates medizinisches Gerät. Jetzt bin ich befreit und höre ein nächtliches Moped noch, wenn es längst in der Inneren Mongolei angekommen ist.

Ein Freund eines Freundes ist einmal wegen Magenproblemen zum Internisten gegangen. Der verschrieb ihm Tabletten. Eine Woche später stand der Mann an der Supermarktkasse und entdeckte drei Schlangen weiter seinen Internisten. Der Internist rief:
„Und? Helfen die Tabletten?“
„Ja, prima!“
„Dann nehmen Sie die weiter!“
"Gut, mache ich!"
Eine Woche später bekam der Freund meines Freundes von seinem Internisten eine neue Rechnung für „Eingehende Beratung.“
Die Geschichte ist natürlich eine urbane Sage.

Guten Abend


Abendbummel online
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Abendbummel online - Alles hängt davon ab, von welcher Seite man durch die Scheibe guckt

Es ist bereits dunkel, und wir bummeln am Bahnhof vorbei die Straße hinunter. Dort gibt es einen Laden, dessen Eigentümer den Berufsstand der Schaufensterdekorateure verachtet. Der Mann hat eigene Vorstellungen von der richtigen Präsentation der Ware, denn er kennt seine Kundschaft und ihre Begehrlichkeiten.

Als junger Mann war ich Schriftsetzer, trug einen grauen Kittel und hatte handwerklichen Berufsstolz. Eines Tages kam ein Kunde in die Druckerei, der Kaffeefahrten veranstaltete. Er hielt mir einen alten Werbezettel unter die Nase und sagte, ich solle ihm einen neuen Zettel mit den aktuellen Daten setzen. Der Reklamezettel versammelte ein Dutzend Schrifttypen in allen Größen und Schnitten. In meinen Augen war das visuelle Umweltverschmutzung. Obwohl ich Kaffeefahrten nie für eine kulturelle Veranstaltung gehalten habe, hatte ich den Ehrgeiz, dem Kunden einen typographisch einwandfreien Werbezettel zu gestalten. Es ging um Berufsethos. Wenn ein zerschossener Mafiosi aufgefunden wird, sagt der Arzt ja auch nicht, den lasse ich so, wie er ist. Ich setzte den Zettel ab und gestaltete ihn völlig um, setzte nur eine Schriftart ein und gab den Inhalten gleichen Rangs auch die selbe Größe. Später wurde meine Neufassung zweitausend mal auf vierfarbige DIN-A5-Vordrucke gedruckt, die der Kunde angeliefert hatte. Dann kam der Kunde, um sie abzuholen. Die Zettel waren in handliche Pakete eingepackt, auf deren Stirnseite jeweils einer der Werbezettel klebte. Der Kunde beugte sich drüber und stieß einen Wutschrei aus. „Falsch! Alles falsch, die Zettel sollten genau wie die Vorlage gedruckt werden!“

Hier wache ichMein Chef kam in die Buchbinderei und musste sich anhören, dass der Kaffeefahrtveranstalter die Zettel nicht abnehmen würde. Und schlimmer noch, jetzt müsste er auch die teuren vierfarbigen Vordrucke nachbestellen. Das ganze sei eine Katastrophe und werde ihn vermutlich ruinieren.

Ich wurde zur Rede gestellt und versuchte dem Kunden zu erklären, warum ich seinen Zettel nicht nach der Vorlage hatte setzen können. Da rief er aufgebracht: „Die Gestaltung ist von Psychologen ganz genau ausgetüftelt worden. Daran darf nichts verändert werden, sonst wirkt er nicht!“

Er selbst war der Psychologe gewesen, ahnte ich. Denn besonders die windigen Vögel verstehen viel von angewandter Psychologie. Nur dann sind sie mit ihrer Bauernfängerei erfolgreich. Die verwirrende Typographie hätte ich also nicht in Ordnung bringen dürfen, denn das Ziel des Zettels war die Verwirrung der potentiellen Opfer. Diese Erfahrung lehrte mich etwas über den richtigen Zusammenhang von Form und Inhalt.

Dürfte ein Schaufensterdekorateur im Schaufenster des Fotos Ordnung machen, würde er vermutlich als erstes den Polizisten rausschmeißen. Später käme der Ladenbesitzer und würde rufen: „Wo ist mein Polizist? Wollen Sie mich ruinieren?! Dass der da steht, hat sich ein Psychologe ausgedacht. Denn wenn der Wachtmeister nachts nicht hinter meinen Waschmaschinen steht, hauen sie mir die Scheibe ein und klauen die Teile!“

Gute Nacht

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Abendbummel online - Hhum, Schwerkraftwandel

Angenommen, ich wäre grad mal 1,60 Meter groß, ginge verträumt an einem Fotogeschäft vorbei, würde im Schaufenster plötzlich etwas entdecken, mich abrupt hinwenden und stupse mit der Nase den Busen einer Frau an, die mir nichts ahnend entgegenkommt. Was sollte ich dann am besten sagen? „Hhum!“? Das würde man mir bestimmt verübeln und mich einen Grobian schimpfen. Es war aber grad umgekehrt. Ich gehe nichts ahnend am Fotogeschäft vorbei, und plötzlich ändert eine Frau ihren Kurs Richtung Schaufenster, stupst ihre Nase gegen meine Brust und sagt: „Hhum!“

Dabei ist wieder genug Platz in der Stadt. Die Pilger sind weg. In der Bäckerei trete ich zum ersten Mal seit langem an eine leere Theke. Die Bäckereifachverkäuferinnenauszubildende hantiert mit irgendwelchen Dingen herum und sagt: „Ich komme gleich zu Ihnen!“ Hübsch, in den letzten Wochen musste ich fünf Minuten anstehen, und jetzt sorgt man sich schon um Sekunden meines Lebens.
schlaf gut„Bitteschön, was darf es sein?“
„Ich wäre fast schon verhungert.“
„O Gott, das wollen wir aber nicht!“
Zur Entschädigung dient Fräulein Pluralis Majestatis mir einen Feinschmecker - Pass an. Bis Ende Juni soll ich mir sieben Stempel verdienen, indem ich für mehr als drei Euro einkaufe. Der Stempel zeigt ein „F“ für Feinschmeckerpunkte. Sieben Punkte werden mit Pain Parisien oder Focaccia gratis belohnt.

Draußen am Tisch
lese ich, dass die Rückseite des Passes vollständig ausgefüllt werden muss, Name, Anschrift, E-Mail. Ja, warum das denn? Kriege ich dann die Bäckerblume frei Haus und als E-Paper? Oder will der Aachener Großbäcker in den lukrativen Datenhandel einsteigen?

Die Pilger sind weg, doch leider haben sie vor dem Dom einen knödelnden Gitarristen vergessen. Der Mann im roten T-Shirt hingegen schläft erst seit heute auf der belebten Krämerstraße, denn auch während Heiligtumsfahrt räumten die grimmigen Sheriffs vom Ordnungsamt alle Bettler und Berber ab, aus christlicher Nächstenliebe.

Ob ich das Ende der hässlichen Hüfthosen-Mode noch erleben werde? Oder ist der optische Schwerpunkt der Frau auf ewige Zeiten nach unten gerutscht und ich nehme den Anblick von Dackelbeinen mit ins Grab? Ulkig sehen auch die Typen mit den tiefergelegten Hosenböden aus, wenn sie versuchen, die Hände in die Taschen zu stecken, aber nur mit den Fingerspitzen hineinlangen können. Was zieht die Hosen eigentlich so nach unten? Vermutlich liegt es am Schwerkraftwandel, und der Arsch geht als erster auf Grundeis.

Guten Abend

Abendbummel online
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Abendbummel online - Geschrumpft, Gebügelt und in den Sack gesteckt

Zweimal PechWenn du vor einem Café sitzt und hinter dir haben sich fünf Griechen um einen Tisch geschart und die akustische Oberhoheit in Besitz genommen, dann ist es eigentlich ganz hübsch, einen Hörsturz zu haben. Da schiebt sich ein Sirren und Schwirren zwischen mich und die lautstarke Welt, mal wie weißes Rauschen, mal wie sphärische Musik, und ich kann mich trotz der Schwadroneure auf meine Zeitung konzentrieren. Sie passt übrigens gut auf den kleinen Cafétisch und lässt sich blättern, ohne vom Wind zerzaust zu werden, denn sie hat das handliche Tabloid-Format. Allerdings weht kaum ein Lüftchen, und es ist drückend schwül.

Mit Pressekonzentration ist natürlich nicht das Schrumpfen einer Tageszeitung von 400 x 570 Millimeter auf 280 x 400 Millimeter gemeint. Trotzdem hat das neue Format der einst stolzen linksliberalen Frankfurter Rundschau etwas mit der Pressekonzentration in Deutschland zu tun.

Es böllert, nicht in meinem Kopf, sondern vor der Rathaustreppe. Dort oben hat sich eine Hochzeitsgesellschaft aufgebaut und lässt sich von einer Konfettikanone beschießen. „Willst du ein Jahr glücklich sein, dann heirate“, weiß ein chinesisches Sprichwort. Gegen das Grau des Alltags setzt die neue Frankfurter Rundschau einen Kessel Buntes. Das missfällt vielen Lesern, wie den Leserbriefen an Bronski, den redaktionseigenen „Leserversteher“ zu entnehmen ist. Im FR-Blog wird noch heftiger kritisiert, was der neue Verleger Alfred Neven-DuMont der Frankfurter Rundschau angetan hat. Nicht jedem ist nach Konfetti für den Verstand.

Ein fernes Grollen.
Über dem Rathaus ballen sich bleigraue Wolken, und die Schwalben kreisen hoch im Himmel. Das tun sie übrigens nicht, um uns zu zeigen, dass es bald regnen wird, als wären sie alle von Kachelmann bezahlt. Sie folgen den Insekten, die von den Aufwinden des kommenden Unwetters nach oben gesogen werden.

Nach dem Zusammenbruch des 3. Reiches mussten die Deutschen ja zuerst einmal von der Obrigkeitshörigkeit geheilt werden, und zu diesem Zweck bescherten uns die Alliierten ein demokratisches Zeitungskonzept. In jeder Stadt vergaben sie zwei Zeitungslizenzen, eine für eine rechtskonservative, eine für eine linksliberale Zeitung. Diese von den Alliierten verordnete Meinungsvielfalt hat unsere Demokratie nachhaltig geprägt, denn sie brachte den Deutschen bei, dass es kein Verbrechen ist, in politischen Fragen unterschiedlicher Meinung zu sein.

Die erste Lizenz erhielten
die sozialdemokratisch orientierten Aachener Nachrichten. Sie erschien erstmals am 24. Januar 1945, also noch vor der Kapitulation, denn Aachen war bereits im Oktober 1944 von alliierten Truppen eingenommen worden. Etwa ein Jahr später erschien die CDU-nahe Aachener Volkszeitung. Inzwischen sind beide Zeitungen in einem Verlag aufgegangen, der zu Teilen der CDU-nahen Rheinischen Post gehört. Aachener Nachrichten und Aachener Zeitung teilen sich einen Chefredakteur und einige Ressorts. Meinungsvielfalt darf man da nicht mehr erwarten.

Die Frankfurter Rundschau war übrigens die zweite freie Zeitung nach der Nazidiktatur. Seit 1973 gehörte sie der Karl-Gerold-Stiftung, was ihre Unabhängigkeit als überregionale linke Tageszeitung für drei Jahrzehnte sicherte.

Die Griechen sind plötzlich seltsam still, am Himmel Wetterleuchten, dann ferner Donner. Wir sitzen unter einem großen Schirm, meinetwegen kann es losgehen. Im Jahr 2003 geriet die Frankfurter Rundschau in wirtschaftliche Schwierigkeiten, wurde hin und her verkauft, bis sich der Verlagskonzern M. DuMont Schauberg als Retter andiente. Von 1.700 Mitarbeitern blieben noch 500 übrig, der Chefredakteur Wolfgang Storz wurde gegen den Willen der Redaktion entlassen und durch Uwe Vorkötter von der Berliner Zeitung ersetzt. Mit der ehrwürdigen Frankfurter Rundschau hat das neue Blatt nur noch den Namen gemeinsam.

Große Verlagsgruppen wie M. DuMont Schauberg sammeln Zeitungen. Ursprünglich erschienen im DuMont Verlag der linksliberale Kölner-Stadtanzeiger und die Boulevardzeitung Express. Inzwischen gehören zur Verlagsgruppe auch die konservative Kölnische Rundschau und die Mitteldeutsche Zeitung. Diese auflagenstarke Regionalzeitung für das südliche Sachsen-Anhalt war zu DDR-Zeiten ein Organ der SED. Es ist den Großverlegern offenbar nicht wichtig, welche politische Ausrichtung eine Zeitung hat. Man wird nachher ohnehin alles glatt bügeln. Das Glatte und Bunte verkauft sich einfach besser. Die DuMontsche Frankfurter Rundschau hat einen verrückten Falz. Der sei aus technischen Gründen nötig, erklärt der „Leserversteher“ Bronski. Und er druckt den Tipp einer Leserin ab: Einfach neu falten und drüber bügeln, - genau wie es der Verleger mit der FR gemacht hat.

Die Kellner und Kellnerinnen haben Schichtwechsel und kassieren ab. Die mich bedient hat, kommt offenbar aus dem Osten. So klang es, als sie eben im Vorbeirennen meinen Teller mitnahm und „hat’s geschmeckt“ fragte, ohne meine Antwort noch abzuwarten. Das Café spart am Personal, und so kriegt man als Gast nur eine flüchtige Notversorgung. Jetzt lächelt meine Kellnerin sogar. Na ja, ich habe es mir mit einem Euro Trinkgeld erkauft.

Der Regen geht nieder,
spritzt vom Schirm auf meinen Tisch und auf den Zuckerstreuer. In der Untertasse meines Milchkaffees sammelt sich Wasser. Ich packe meine gebügelte Frankfurter Rundschau in den Rucksack, rauche eine Zigarette und schaue in den Regen.
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Trithemius - 23. Apr, 13:18
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