Zirkus des schlechten Geschmacks

Plus!


Was haben vorübergehend
glückliche DDR-Bürger nach dem Fall der Mauer in die westdeutschen Kameras gestammelt? „Wahnsinn!“, und das zu Recht, der Glückshormone wegen, die ungebremst durch ihre Venen gepumpt wurden.

Wenn man in der Marketingabteilung eines Discounters am Schreibtisch hockt, erlebt man dann auch solche Momente der Überwältigung, so dass das Sprachzentrum seinen Dienst versagt und nur noch "Wahnsinn" herausrückt? Beim Aufheben einer Büroklammer vielleicht? Oder sitzt zufällig eine Neue am Empfang, die das Blut aus dem Kopf treibt, weil es anderswo gebraucht wird? Bitte, was hat euch in den Wahnsinn getrieben? Einige Überschriften aus eurer Werbebeilage vom 20. Juni 2007:

Wahnsinn! Das will ich!

Wirklich? Macht es solchen Spaß, so richtig gaga zu sein?
Offenbar, denn so geht’s bei euch weiter:

„Wahnsinnsangebote bei Plus!“, „irre billig!“
„Kleine Packungen – wahnsinnig billig!“
„… zum Wahnsinnspreis“
„Wieder eine Wahnsinnsidee von Plus“


Plus-Wahnsinn

„Wieder eine Wahnsinnsidee von Plus“, ja, was denn noch? Meint ihr das Kind in einer Hüpfburg mit der Überschrift: „Kleine Herzen hüpfen – Das ist Wahnsinn!“? Wäre so ein Kind eventuell mit Kinderschokolade zu heilen, von der ihr versprecht, dass sie „nur kurze Zeit“ wahnsinnig macht? Hackfleisch gemischt ist da wohl nicht zu empfehlen, oder? Rinderwahnsinn geht so schnell nicht weg.

Ein Tipp: Falls euch eure „Wahnsinnsideen“ im morgendlichen Katzenjammer einmal gar zu sehr quälen, - einfach mal für eine Weile trocken bleiben, denn auch die harten Getränke aus eurem Sortiment verbreiten leider „Wahnsinn“.

Tretet Dada bei!

Zirkus des schlechten Geschmacks
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Kasseler braucht Kochmützen

Documenta-Leiter Roger M Buergel kleinAch, wie wunderbar die Zeiten, als Christiane Herzog als Gattin des damaligen Bundespräsidenten im ersten deutschen Fernsehen eine Kochsendung hatte und sich darin von einem Sternekoch mit dem passenden Namen Koch die Möhrchen schrabben ließ.

Es war ungemein erfrischend, wie Frau Christiane Herzog klarzumachen verstand, wo genau die Trennlinie verläuft zwischen Herrschaft und Dienstboten. „Herr Koch, die Kasserole, bitte!“

Schon der neureiche Trimalchio des römischen Schriftstellers Petron erfreut sich bekanntlich daran, dass sein Koch auf den Namen Schneid hört. So kann Trimalchio seinen Koch beim Namen rufen und gibt ihm gleichzeitig den Befehl, den mit Früchten gefüllten Ochsen aufzuschneiden. In diesem Sinne war Christiane Herzogs Wahl des Kochgehilfen Koch zwar nicht neu, und trotzdem nahezu genial. "Koch!" das ist: Name, Berufsbezeichnung und Befehl in einem Wort. Sparsamer kann man seine Dienstboten nicht anweisen. Leider ist Christiane Herzog schon einige Jahre tot, und so ist da auch niemand mehr, der den kometenhaften Aufstieg der Köche bremsen könnte.

Doch so sehr die emporgekommenen Köche auch kochen, sotten und mit Pfannen jonglieren, in Sterneküchen, im Fernsehen und in Zirkuszelten, noch immer kriegen Millionen nichts in die Bäuche oder verenden sogar auf dem weiten Weg ins rettende Restaurant. Schrecklich ist zum Beispiel die Situation an der Costa Brava. 100.000 Hungrige jährlich versuchen einen Platz im Restaurant El Bulli zu ergattern, doch nur 8.000 Menschen können von Molekularkoch Ferran Adrià beköstigt werden. Das Schicksal der Abgewiesenen ist ungewiss.

An der Tafel des Ferran Adrià gespeist zu werden, das ist, wie man sich leicht vorstellen kann, schier unmöglich. Der documenta-Leiter Roger M. Buergel hat dieses Kunststück offenbar fertig gebracht und ist seither des Lobes voll. Und mehr noch, er wird in den nächsten hundert Tagen je zwei hungernde Dokumentabesucher auswählen, die sich kostenlos im Restaurant El Bulli satt essen dürfen. Leider hat Roger M. Buergel weder seinen Schneider noch seinen Friseur zu soviel Altruismus überreden können, weshalb er ihre Werke auch nicht zum Kunstwerk erklärt und auf Nachfragen gereizt reagiert: Das verstehe wohl „jeder, der alle Tassen im Schrank hat“.

Tretet Dada bei!

(Fotomontage: Trithemius 06/07)

Zirkus des schlechten Geschmacks
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Plausch mit Frau Merkel - Über das Reden

Trithemius
Obwohl Sie mit Matthias Graf von Kielmannsegg einen eigenen Redenschreiber haben, Frau Bundeskanzlerin, weist Ihr Etat 153.000 Euro für „aushäusige Redenschreiber“ aus.

Angela Merkel
„Was die Menschen mit Recht erwarten, dass sie nämlich auf eine sichere und freiheitliche Zukunft blicken können.“

Trithemius
Das Aneinanderreihen von Phrasen und Allgemeinplätzen ist gewiss eine verschleißende Tätigkeit, besonders wenn man sie als Redenschreiber der Bundeskanzlerin ausübt.

Angela Merkel
„Wir muten den Menschen zum Teil wirklich etwas zu.“

Trithemius
Doch wer bei Lidl die Regale einräumt, hat schlechtere Bedingungen.

Angela Merkel
„Politik sollte nämlich für die Menschen die Bedingungen schaffen und sich dabei auch nicht überhöhen, also einsetzen.“

Trithemius
Wir Menschen müssen uns einschränken, auch wenn wir früher gedacht haben, „die Politik“ setze sich für uns ein?

Angela Merkel
„Die Menschen akzeptieren Veränderungen, wenn sie den Sinn erkennen.“

Trithemius
Frau Bundeskanzlerin, „also einsetzen“ wirkt wie eine nachgestellte genauere Bestimmung. Dann kann sich „nicht“ auch auf „einsetzen“ beziehen. Ist das der gemeinte Sinn?

Angela Merkel
„Das muss man den Menschen sagen.“

Trithemius
Jaha.

Angela Merkel
„Und all das werden wir auch im Laufe unserer Präsidentschaft den Menschen sagen.“

Trithemius
Hallooo, Frau Bundeskanzlerin!

Angela Merkel
„Das sind ganz praktische Punkte, an denen die Menschen uns natürlich messen und sagen: Darum müsst ihr euch kümmern.“

Trithemius
Manchmal hilft der Grammatik-Duden. Bei den Menschen-Phrasen in Ihren Reden könnte man denken: Im Machtrausch auf den Olymp entrückt. Guck, die Menschen! Denen muss ich mal was sagen. Liegt es an der Distanz der Regierenden zum vermeintlich schweigenden Volk?

Angela Merkel
„Ich finde schweigende Menschen, die sich trotzdem nicht verstellen, also die nicht zu einer Maske verkommen, interessant zu beobachten.“

Trithemius
Wenn Menschen zu einer Maske verkommen, das ist noch interessanter zu beobachten. Grad standen sie schweigend in der Gegend rum, schon schrumpfen sie zusammen. Und dann kommt der Mann vom Reinigungsdienst und kehrt die Maske weg. Falls er sich nicht auch verwandelt hat, weil er ja kein Deutsch kann. Hoffentlich lernen seine Kinder wenigstens deutsch.

Angela Merkel
"Es muss doch einmal möglich sein, dass, wenn die Kinder den ganzen Tag im Kindergarten sind, die deutsche Sprache lernen."

Trithemius
Genau.
Alle Zitate aus im Internet veröffentlichten Reden und Interviews

Zirkus des schlechten Geschmacks
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Du deutsch, Sueddeutsche.de?

Ihr fragt heute:
Welcher Promi ist am meisten öko?

So könnte es weiter gehen. Morgen fragt ihr:
Welcher Promi ist am meisten demo?

Übermorgen:
Welcher Promi ist am meisten homo?

... psycho?, ... fascho? ... und so weiter.

Ende des Monats lasst ihr über die Frage abstimmen:
Welche Überschrift tat am meisten aua?

Zirkus des schlechten Geschmacks
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Abhaken ist sowieso hässlich


Huhu, Yello!


Ihr glaubt gar nicht, wie oft ich vor der Tagesschau noch einmal rasch wegzappen muss, und zwar, wenn unvermittelt euer Werbespot beginnt. Leider habe ich nicht immer die Fernbedienung zur Hand, bevor der Filzschreiber die Adjektive gut, gelb und günstig abhakt. Das klingt ungefähr so schön, als würde sich einer mit Styropor die Zähne putzen, nein, eigentlich klingt es noch viel viel hässlicher. Welche Sympathiewerte ihr mit dieser Kakophonie aufbaut, ist eure Sache, doch ich wollt euren Strom ums Verrecken nicht, solange ihr mit diesem quietschenden Filzstift nervt.


Zirkus des schlechten Geschmacks
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Mariechen sprach zu Mariechen, Mariechen lass mich ma riechen - Feindlicher Duft im Einmachglas

• Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat die Entnahme von Geruchsproben bei G8-Gegnern gegen Kritik verteidigt. "In bestimmten Fällen ist das ein Mittel, um mögliche Tatverdächtige zu identifizieren", sagte Schäuble am Mittwoch. (heute.de 23.05.2007)
• Die umstrittene Abnahme von Körpergeruchsproben bei G-8-Gegnern ist nach Ansicht der Gewerkschaft der Polizei (GdP) durch die Strafprozessordnung gedeckt und daher nicht als Stasi-Methode zu bezeichnen. (…) Ein GdP-Sprecher ergänzte, die Methode sei schon lange bekannt und es gebe „kein Copyright der Stasi“ darauf. (ap 23.05.2007)
StasiMag sein, dass man bei der Polizei und den Geheimdiensten für "bestimmte Fälle" "schon lange“ Ermittlungsmethoden kennt, die bei uns als menschenunwürdig gelten. Man will ja neuerdings auch „Erkenntnisse“ verwenden, die in Unrechtsstaaten mittels Folter erzwungen wurden, und da ist Kontakt zu dubiosen ausländischen Polizeidiensten irgendwie notwendig.

Doch der deutsche Bürger ist da vielleicht ein wenig naiver. Von der Stasi-Praktik, Geruchsproben von Andersdenkenden zu nehmen, erfuhr die bundesdeutsche Öffentlichkeit jedenfalls erst durch die Bürgerbewegung der ehemaligen DDR, beispielsweise in der Ausstellung, von der die Süddeutsche Zeitung am 1. März 1993 berichtete.

Damals haben sich Politiker wie Presse über die menschenverachtenden Praktiken echauffiert. Schnee von gestern. Für den G8-Gipfel in Heiligendamm will man wie einst die Stasi den eigenen Bürgern heimlich hinterher schnüffeln.


Was stellen die
Regierenden und die Dienste eigentlich mit unserer schönen Republik an? Sie scheinen zu vergessen, dass ihnen die Regierungsverantwortung nur geliehen ist. Es ist würdelos, den Geruch von Menschen zu stehlen, derartige Praktiken sind eine Schande für den Rechtsstaat.

Inzwischen haben Bundeskanzlerin Angela Merkel und Innenminister Wolfgang Schäuble vor der Presse ihre Sympathie für die Globalisierungsgegner bekundet. Eventuell haben sie sich dadurch selbst zum Sicherheitsrisiko gemacht. Falls übereifrige Verfassungsschützer sie jetzt behandeln wie jeden anderen Sympathisanten und heimlich Körpergeruchsproben von ihnen nehmen, sei noch einmal betont: Es sind "lang bekannte Methoden."
Die neusten Geruchsproben
Fotomontage: Trithemius 05/07
Zirkus des schlechten Geschmacks
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Heul doch

Radsportler Erik Zabel outet sich vor der Presse weinend als Dopingsünder. Das Schild um den Hals hat noch gefehlt: „Durch eijene Schuld in de Kacke jeraten – Nehme jede jutbezahlte Arbeit an.“

Am Abend bei Maybrit Illner im ZDF renkt sich der ebenfalls reuige Lügner Rolf Aldag beim eifrigen Abnicken jeglicher Kritik einen Halswirbel aus. Pech für ihn, denn an der Uniklinik Freiburg hat man das Fitspritzen von Sportlern vorläufig eingestellt.

Das Geflügel-Unternehmen
Wiesenhof beendet angesichts der Dopingfälle zum Jahresende sein Engagement im Profi-Radsport. Hähnchen und Hühnchen dürfen sich freuen. Ab sofort wird Wiesenhof auch das Doping in der Turbo-Geflügelmast einstellen.

Aus aktuellem Anlass lief gestern auf einem der 3. Programme die Wiederholung von „Höllentour“, eine Dokumentation über Rolf Aldag und Erik Zabel bei der Tour de France 2003. Im Abspann wird auch dem inzwischen geschassten ARD-Sportkoordinator Hagen Boßdorf gedankt. Wie peinlich. Ausgerechnet Boßdorfs unkritische Berichterstattung, seine Kumpanei mit dem Radsport-Team T-Mobile und Radsport-Star Jan Ullrich standen exemplarisch für den erbärmlichen Radsportjournalismus des Öffentlich-Rechtlichen Fernsehens. Schließlich war die ARD zeitweise sogar Co-Sponsor des Teams Telekom. Und jetzt will man von Doping im Radsport nichts gehört und gewusst haben? Das wäre ja noch schlimmer. Auch ahnungslose Journalisten sind ihr Gehalt nicht wert.

Hoffentlich hat das schwüle Wetter bald ein Ende, wer weiß, wer in den nächsten Tagen sonst noch in Reue zerfließt und in die Kameras heult. Was da alles an Jauche ausgeschwitzt wird, von Aktiven, Funktionären und Journalisten, reicht für den Mai 2007.

Zirkus des schlechten Geschmacks
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Zirkus des schlechten Geschmacks - billige Stars

Romy Schneider • Die zerbrechliche Diva • Zu ihrem 25. Todestag wird Romy Schneider als schönste und zerbrechlichste Diva des Kinos wieder entdeckt…“
DER SPIEGEL. Heft 21/2007
Jemanden zu seinem Todestag auszugraben und sein Bild auf den Titel zu setzen, das ist ein bisschen wie Leichenfledderei. Vermutlich fleddern die deutschen Medien immer wieder einmal Kultfiguren der Vergangenheit, weil es in Deutschland keine wirklichen Stars mehr gibt. Außer dem Ex-Fußballspieler Franz Beckenbauer schafft es derzeit kaum jemand, über das Ende der Karriere hinaus seinen Status zu erhalten.

Deutschland hat die Superstars aus dem Baumarkt, doch selbst seriösere Stars erreichen zu Lebzeiten nicht den Status von Romy Schneider. Vielleicht liegt es daran, dass die Gesellschaft sich mit der Einführung des Privatfernsehens so seltsam aufgespaltet hat. Der Fokus bestimmter gesellschaftlicher Gruppen richtet sich seitdem auf völlig unterschiedliche Menschen. Ich habe zum Beispiel noch nie Frühstücksfernsehen geguckt und daher sind mir dessen Moderatoren völlig unbekannt. Plötzlich taucht dann so ein Mensch bei Harald Schmidt auf, und ich wundere mich, dass er prominent genug ist, sich beklatschen zu lassen. Freilich lädt die Harald-Schmidt-Show-Redaktion auch die seltsamsten Sumpfblüten ein, die sie sich für nichts zu schade sind, wenn sie nur die Nase vor eine Kamera halten dürfen.

echt billig

Hier scheint mir der
Grund zu liegen. Wer wirklich ein Star sein will, muss sich für viele Dinge zu schade sein. Ich weiß nicht, wer Christina Plate ist, deren Foto auf der Tip-Titelseite abgedruckt ist. Doch ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass Romy Schneider von einem Werbeblatt hätte herunterlächeln wollen und dann auch noch mit dem Aufmacher: „echt billig!“

Zirkus des schlechten Geschmacks
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Irgendwann besitzt er dich

Irgenwann besitzt er dich
Die Anbetung
der Goldenen
Kalbsleberwurst



Zirkus des schlechten Geschmacks
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Die Religion von der Anbetung der goldenen Kalbsleberwurst


Heute brauchen wir
feste Schuhe und einen Regenschirm, denn was da von Himmel kommt, ist ergiebiger Landregen. Der Einkauf muss erledigt werden, doch wir haben es nicht weit. In dem hübschen Altbau schräg gegenüber wohnt Mike.
„Hallo Mike, das ist ..., sach ma, wie heißt du eigentlich? Na, egal. Wir gehen eh direkt in die Küche. Mach doch mal den Kühlschrank auf! Hm, was haben wir denn da? Die zwei Flaschen Bier gehen mit, … ich hoffe, du machst mir einen guten Preis, Mike. Was wir an deinem Kühlschrank zu suchen haben? Na, was schon: Wir kaufen ein bei Freunden!“
Beste FreundeBei Freunden einkaufen kann man auch im HIT-Markt und muss dafür nur ein Lächeln schenken. So geht es zu im Land der Freunde, das im letzten Jahr sogar die Welt zu Besuch hatte. „Die Welt zu Gast bei Freunden“, hat die FIFA gesagt, darum ist das Freunde-Prädikat quasi amtlich.

Bald werden wir uns vor
Freunden nicht retten können. Die Konjunktur zieht an. Die Werbebeilagen in den Zeitungen nehmen zu. Der Freund hat wieder mehr Geld und will es nicht immer nur „saubillig“.

Manche sagen ja, der Konsum sei eine Religion. Ihre Adepten lieben nicht mehr Gott und Mitmensch, sondern Produkte, also Dinge. Diese Religion hat in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts als Sekte angefangen. Im Jahr 1957 warb Mondial Aperitif: „Liebe auf den ersten Schluck.“ Campari konterte 1969: „Die Liebe kommt beim zweiten Schluck.“ Erst 2003 klärt Andreas Pils apodiktisch: „Liebe auf den ersten Schluck.“ Irgendwie rund und weniger barsch klingt es im gleichen Jahr bei Dab: „Aus Liebe zum Bier.“ Da kann man nur zustimmen: Ich liebe es!

Das wiederum könnte mich eine Abmahnung kosten, denn „Ich liebe es“ gehört seit 2003 McDonald's. Diesen schlichten deutschen Satz haben sich Heye & Partner gewiss teuer bezahlen lassen, denn Liebe auf Hamburger zu reimen, das ist schon hohe Werbekunst. Trotzdem ist die Idee weder abwegig noch neu, denn Liebe geht durch den Magen, und so versprach 1999 die österreichische Firma Groissböck: „Liebe auf den ersten Biss.“ Genauso fluppt die Liebe bei „Käse aus Frankreich“: „Liebe auf den ersten Biss.“, ein Slogan von der Agentur Fröhling im Jahre 2003. Wenn man sich bei der Firma Groissböck über den dreisten Wortdiebstahl geärgert hat, warum nicht eine gute alte „Eckstein“ rauchen? Denn Eckstein ist seit 1953: „Liebe ohne Worte.“ „Gold ist Liebe.“, behauptet der Schmuckhandel 1973. Das ist Quatsch, Gold kann man nicht essen. Wer trotzdem auf Gold herumkauen will, braucht eventuell das Arzneimittel „Silberne Boxberger“: „Gold wert bei träger Verdauung.“ (1978).

Über das emotionale Gefühlsleben seiner Hände und Füße weiß der Mensch nur wenig, so dass man der Behauptung von Adidas: „Zehen lieben diesen Schuh.“ (2005) einfach glauben schenken muss. Für die Hände gilt das schon seit 1963: „Alle Hände lieben Atrix, denn es macht sie schön.“

Die Religion von der Anbetung der Goldenen Kalbsleberwurst wird immer strenger. Seit 2007 fordert sie vom Fernsehzuschauer, dass er seine verliebten Hände faltet, wenn „Magnum Java“ gezeigt wird. Und er soll sagen: „Ich bete es an.“
„Darauf trinken wir einen. Ach, hör mal, Mike, dass wir dir Geld für das Bier geben wollen, war nur Spaß!“

Prost und guten Abend


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