Müßiger Wäschesack lässt uns alle Zeit verlieren

Gegen Morgen träumte ich vom Roman „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“. Er tauchte deutlich vor meinem inneren Auge auf, aber mir wollte partout nicht sein Autor einfallen. Immer wieder drängte sich der Vorname Marcel auf, aber „Marcel“ schien mir zu kräftig für den Autor, den ich doch als schwache Persönlichkeit mir vorstellte. Eine Weile lehnte der Name feixend an der Straßenecke, doch wenn ich ihn erhaschen wollte, entzog er sich zur nächsten Ecke, verschwand ganz, um neckisch einen Fuß, einen Arm oder den Haarschopf hervorzustrecken.

Frustriert träumte ich mir die Google-Suchmaske herbei, gab den Romantitel ein und drückte gespannt auf ENTER.

Mein surrealer Alltag ...
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Der Frühling bringt kackfreche Werbemails

Ein seltsamer Ton hat Einzug gehalten in Werbemails, so kumpelhaft, plump vertraulich, so unverschämt. Drei Beispiele aus diesen Tagen zeigen: König Kunde wird nicht mehr ernst genommen. Man lacht hinter seinem Rücken, nimmt ihn überhaupt nicht mehr für voll. Früher war König Kunde eine anonyme Größe. Er ging stolz daher, war unnahbar und wählerisch. Jetzt ist er gewöhnlich geworden; die Krämerseelen und Ladenschwengel wanzen sich dreist an ihn ran, kennen seinen Namen und wissen, was er im letzen Sommer gemacht hat. Kann man so einen gläsernen Menschen noch König nennen und ihm die nötige Achtung erweisen? Offenbar nicht ...


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Tote kaufen keine Bücher – Ethnologie des Alltags

Der Buchantiquar auf der Limmerstraße stellt täglich zwei Regale vor die Tür. Ich hasse das. Denn aus Neugier schaue ich mir immer die Buchtitel an. Hinter mir auf der anderen Straßenseite sagen derweil vielleicht welche: „Ach, guck mal, der arme Mann, wie erbärmlich der mit dem Kopf wackeln muss!“ Ja, aber ich habe nicht etwa einen zwanghaften Tick, sondern die Buchverlage zwingen mich dazu. In ganz Deutschland müssen die Bücherei- und Buchladenbesucher immerzu erbärmlich mit dem Kopf wackeln, was ja neudeutsch Headbangen heißt.

Einladung zum Headbangen ...
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Übernimm Verantwortung – Kaufe Backpulver!

„Atommüll muss schnellstens raus hier“, soll Umweltminister Norbert Röttgen bei seinem Besuch im maroden Atomlager Asse gesagt haben. Und hat dabei, wie das Foto zeigt, ganz zuckersüß geguckt.

Ja, prima, aber wohin damit? Vielleicht weiß der Ex-Astronaut Ulrich Walter Rat. Vor gut zwei Wochen hat er noch bei Jauch mit einem wild knatternden Geigerzähler an einem Tütchen Backpulver demonstriert, wie stark die natürliche Strahlung von vermeintlich harmlosen Alltagssachen ist, die manche bei sich in der Küche haben. Wohlwollend hat ihm dabei Atomlobbyist Woglfang (tschuldigung für den Vertipper, es liegt am Backpulver) Clement zur Seite gestanden. Es freute ihn, solch einen Kaspar bei sich zu haben, dem wohl die kosmische Strahlung bei seinem Raumflug die Teile des Hirns verbruzzelt hat, die für das Schämen verantwortlich sind.

Den Rest auch noch ...
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Plausch mit Frau Nettesheim – scheintote Sprache

Trithemius
Oweh, oweh, Frau Nettesheim, mein Schreiben ist tot.

Frau Nettesheim
Tatsächlich? Woran ist es denn verröchelt?

Trithemius
An zu hohen Ansprüchen. Mein jüngster Sohn hat mal gesagt: „Ich bin Perfektionist.“ Da war ich total überrascht. Inzwischen muss ich eingestehen, das hat er von mir. Es ist eine Pest, eine verfickte Denkbremse. Dabei würde ich so gerne schreiben wie Martin Kurzweil zeichnet.

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Supi! Weltfrauentag ohne Frauen

BILD, das Pin-up-Fachblatt für Dixiklos und Bauwagen, begeht heute den Weltfrauentag, indem es alle Mitarbeiterinnen freigestellt hat, laut BILD 50 Prozent des Personals. Mit dieser Aktion will BILD „dafür sensibilisieren, dass Männer und Frauen gemeinsam kreativer und leistungsfähiger sind, wir aber viel zu selten darüber nachdenken, dass dies auf der Welt keine Selbstverständlichkeit ist.“

Ohoho, kreativer und leistungsfähiger? Das zu beweisen, müsste BILD aber heute mit halbleeren Seiten erschienen sein, sonst könnte der Schuss in die eigene dicke Hose gehen und Springer-Vorstandsvorsitzender Mathias Döpfner auf die Idee kommen, dass man zumindest die Redakteurinnen gar nicht braucht, allein die Büromiezen, Putz- und Klofrauen.

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Papier, Stift & Muße – Die Kulturtechnik Zeichnen

Wenn die Grundbedürfnisse befriedigt sind und die tägliche Arbeit getan ist, hat der Mensch manchmal ein bisschen Zeit übrig. Man nennt es Muße. Was tun damit?

Manche lackieren ihre Fußnägel oder zwirbeln ihren Schnauzbart. Solche Tätigkeiten haben etwas mit einer erwünschten Außenwirkung zu tun, sind also nicht völlig zweck- und wertfrei. Wer sich jedoch hinsetzt und aus purer Lust am Tun ein wenig doodelt, betritt das große Land der künstlerischen Ästhetik, denn er beginnt sich Fragen zu stellen nach einer angemessenen Form seiner Experimente.

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Vom Nachlass der Hunde – Tretet dAdA rein!

Gestern saß ich am Fluss, bis die Sonne hinter den Dächern der Stadt versank. Die Leine hatte Rückenwind, strömte eilig dahin, und ihr Wasser schien mir nasser als sonst zu sein, weil es viele kleine Wellen schlug. Lebhaft leckte es mit frechen Zungen die Ufer ab. So ein Fluss ist wie ein Organismus. Kurz versuchte ich mich hineinzudenken, wie das wäre, Wasser der Leine zu sein und ungestüm am Ufer zu lecken, um Platz zu machen für mich. Aber der Übermut verging mir bald, als nämlich über die Uferwiese ein Mann mit drei räudigen Hunden daherkam. Der Hundebesitzer hatte die Hunde hinter sich gelassen, wandte ihnen gleichgültig den Rücken zu, und sah folglich nicht, was ich sehen musste. Nacheinander hockten die Köter sich nah am Ufer hin. Gegen die untergehende Sonne sah ich im Schattenriss das unsagbar hässliche Profil kackender Hunde. Das versaute mir nachhaltig die romantischen Ideen in der vorfrühlingshaften Idylle.

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