Gedanken unter der Kreissäge

Bei einem Nachbarhaus wird das Dach repariert. Vielleicht baut man sogar einen neuen Dachstuhl. Das Haus ist wie seine Nachbarhäuser zu hoch, als dass man von der Straße unten sehen könnte, was auf seinem Dach genau passiert. Auf jeden Fall höre ich seit Tagen eine Kreissäge. Schon als kleiner Junge mochte ich keine Kreissägen beim Sägen hören. Die Dinger müssten, wenn es gerecht zugehen würde in der Welt, „Kreischsägen“ heißen und nicht der an der Kreischsäge, sondern alle Anwohner und Passanten müssten Ohrenschützer bekommen.

Wer die Bezeichnung „Kreissäge“ sich erdacht hat, war schon auf dem richtigen Weg gewesen, hatte nur vor der letzten Konsequenz halt gemacht, war wohl vor dem „ch“ zurückgeschreckt. Vermutlich war’s der Erfinder. Der hat sich gedacht: „Eine Kreischsäge kauft doch kein Schwein. Also nenne ich sie lieber Kreissäge. Klingt auch viel vornehmer.“

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Tschelick – Plüschtierchen am Rucksack

Manche Wetten sind einfach zu gewinnen. Wenn eine untersetzte Frau mittleren bis gesetzten Alters in Wetterjacke und mit Rucksack auf dich zukommt, kannst du darauf wetten, dass an dem Rücksack ein Bärchen oder anderes Plüschtierchen befestigt ist. Es baumelt seitlich an der Klappe und hat da die besondere Funktion, keine zu haben außer der Tatsache, dass es baumelt. Vielleicht ist das seitlich am Rucksack baumelnde Plüschtierchen aber auch ein geheimes Zeichen. Vielleicht bedeutet es: Die Trägerin dieses Zeichens ist Mitglied des losen Vereins der Harmlosen und Unbedarften. Wir tun nix. Wir wollen nur wandern.

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Bettinas Gerüchte – im Zirkus schlechten Geschmacks

Gleich zu Beginn dieses Textes muss ich mich entschuldigen. Ich bin nämlich gar nicht da, weshalb ich die Verantwortung für die folgenden Zeilen nicht übernehmen kann. Die schreibt ein Textautomat, und ich werde ihm nicht mal dabei über die Schulter gucken. Er hat nämlich gar keine, ist nur ein Computerprogramm.

Derweil kann ich einfach auf dem Bett liegen und über eine Sache nachdenken, die mich eigentlich gar nichts angeht. Dem Wulff seine Frau Bettina hat sich beschwert, dass Google das Gerücht verbreite, sie sei eine Hure gewesen, bevor der Wulff Christian sie geehelicht hat.

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Ich hasse mein Klosett

Irgendwo habe ich mal die Ansicht gelesen, dass nicht nur die missratenen Produkte, sondern auch und besonders die originären Werke, die Geniestreiche zu tadeln wären. Denn jedes Meisterwerk zieht eine Flut, manchmal gar einen Tsunami an schlechten Nachahmungen nach sich, so dass man sich wünscht, die geniale Vorlage wäre nie in die Welt gesetzt worden. So ist denn auch das unvorsichtige Genie zu tadeln, das allein aus Geltungssucht mit einem großen Werk auf den Plan tritt, ohne Rücksicht auf den oben genannten Umstand. Ein wahres Genie, eines, das kulturell verfeinert und sittlich gefestigt ist, muss peinlich darauf bedacht sein, keine großen Werke zu schaffen, allein um den gesellschaftlichen Schaden zu vermeiden, den die Nachahmer, Stümper, die Pfuscher und Hudler, die erbärmlichen Epigonen, die Heerscharen von Nichtskönnern unbedingt anrichten werden, wenn sie sich an der großen Vorlage orientieren.

Wäre mein
Klosett beispielsweise auf dem Führerhaus eines Lastkraftwagens installiert, würde sich vermutlich sein absolut Sprit sparender Cw-Wert erweisen. Befragt man seine Maße freilich hinsichtlich der Anpassung an die menschliche Anatomie, fiele dieses Klosett durch und durch, würde es in den tiefsten Keller der Republik rappeln und da unten hoffentlich zerschellen.

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Wie ich beinahe versehentlich gestorben wäre (5) – Pillen

Der Infarkt ist in jedem Fall ein Einschnitt. Du kannst danach nicht weiter machen wie zuvor, denn du bist durch ihn mit deiner Endlichkeit konfrontiert, begleitet von einem tiefen Misstrauen gegenüber dem eigenen Körper. Das würde sich vermutlich schnell verlieren, aber die Medikamente, die ich morgens und abends nehmen muss, verhindern ein Vergessen und eine Wiederkehr des Selbstvertrauens. Die Medikamente sagen mir, dass ich meinem Körper nur vertrauen kann, wenn ich ihn mit verschiedenen Präparaten diszipliniere.

Ich hasse
das. Ich hasse die Medikamentenpackungen, ich hasse die zweifelhaften Versprechungen der Beipackzettel, hasse die Litaneien von unerwünschten Nebenwirkungen. Hasse die exorbitanten Preise. Indem ich täglich schlucke, was mir die Ärzte verschrieben haben, handele ich ständig gegen meine Natur. Und ich weiß nicht, was davon der Preis des Überlebens, was wirklich unumgänglich ist.

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Wie ich beinahe versehentlich gestorben wäre (4) – Herzdraht

„Wundern Sie sich gleich nicht. Ich bin dann etwas verkleidet“, sagt der Chefarzt, bevor er mich von der Intensivstation zur Herzkatheteruntersuchung schieben lässt. In der Nacht hat sein Oberarzt mich über die Gefahren und Risiken des Eingriffs aufgeklärt. Deren gibt es viele, und ich sehe mich gezwungen zu unterschreiben, dass man mich gegebenenfalls straflos um die Ecke bringen darf, natürlich nur mit den besten Absichten, mich vom Herzinfarkt zu heilen. Ein Wahl hatte ich nicht wirklich, und nachdem ich machtlos meine Unterschrift unter die Einverständniserklärung gehunzt hatte, sagte ich: „Jetzt bringen Sie mir bitte ein Blanko-DIN-A4-Blatt. Nach all den düsteren Drohungen will ich mein Testament machen.“ Materielle Güter habe ich nicht zu vererben, aber es muss doch geregelt werden, was mit den drei Teppichhäusern und den gut 2.000 Texten darin geschieht, falls ich den Löffel abgebe.

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Wie ich beinahe versehentlich gestorben wäre (3) – Infarkt

Nicht alle Tage ruft ein Arzt: „Scheiße!“, wenn er sich mein EKG ansieht.
Ich frage: „Was meinen Sie damit?“
„Jetzt ist es passiert!“, sagt er. „Sie müssen sofort ins Krankenhaus!“

Ab dann lässt er mich nicht mehr aus den Augen, ist ständig neben mir, reicht mir seinen Arm, wenn ich nur einen Schritt gehe und fühlt unentwegt meinen Puls. Erneut wird ein Rettungswagen herbeitelefoniert, und an der Tatsache, dass mein Hausarzt mit in den Rettungswagen steigt, kann ich den Ernst meiner Lage ablesen. Tage zuvor, als ich mit ähnlich starken Armschmerzen in der Notaufnahme vom Henriettenstift gewesen war, da hatte mir eine Ärztin noch gesagt, die Schmerzen kämen von meiner Wirbelsäule, und ich war beruhigt nach Hause gefahren und hatte mir einen Termin bei Orthopäden geben lassen.

Jetzt habe ich offenbar eine Scheißdiagnose und muss eingestehen, dass ich diese Eskalation versehentlich selbst herbeigeführt habe.

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Wie ich beinahe versehentlich gestorben wäre (1)

Liebe Besucher des Teppichhauses,

derzeit ist es ein bisschen schwierig für mich zu schreiben, denn ich melde mich per smartphone aus dem Siloah-Krankenhaus in Hannover. Dienstag werde ich vorausichtlich entlassen. Ich hatte nämlich einen Herzinfarkt. Aber beinahe versehentlich gestorben wäre ich schon eine Woche zuvor. Ich werde davon in Folgen erzählen, sobald ich besser auf das Internet zugreifen kann als jetzt.

Eines jedenfalls ist mir und Ihnen erspart geblieben. Jacob Grimm hat als Lexikograph die Feder für immer beim Stichwort “Frucht” hingelegt, wie man im Deutschen Wörterbuch in einer Fußnote nachlesen kann. Wäre ich kürzlich versehentlich gestorben, hätte als letzter Beitrag im Teppichhaus der über den Papst und den Heiligen Stuhl gestanden, und man hätte gesagt, das hat er davon. Was muss er auch über den Heiligen Stuhl ablästern und den lieben Gott mit reinziehen in die Sache.

Puh! Noch mal gut gegangen.
=> Folge 2
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