Entschuldigen Sie bitte, dass meine Schrift so zittert – Über Wörterbücher und Lemmata (2)

Wörterbücher bilden nicht nur den Wortschatz ab, sie vermitteln auch kulturelle Normen. Zunächst ist das erkennbar an der Lemmalücke, wenn also ein Wort aus dem Alltagsgebrauch lexikalisch nicht erfasst ist, weil es einem Tabubereich angehört. Dass sich die Tabubereiche verändern, zeigt der ‘Schülerduden – Die richtige Wortwahl’, bearb. von Wolfgang Müller, bereits in seiner Auflage von 1977. Unter dem Stichwort ‘onanieren’ lernt der Schüler die Synonyme der verschiedenen Stilebenen, nämlich neben dem bildungssprachlichen ‘masturbieren’ auch fünf saloppe Bezeichnungen, offenbar für den Fall, dass der arme Junge mal in Bezeichnungsnot gerät:

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Pflanzherr, mein Pflanzherr! Über Wörterbücher und Lemmata (1)

Ein Lemma ist das Stichwort des Wörterverzeichnisses. Wenn ein Stichwort des Sprachgebrauchs fehlt, sprechen wir von einer Lemmalücke. Das Wort 'Lemmalücke' ist in vielen Wörterbüchern selbst eine Lemmalücke, was kaum auffällt, denn anders als die Zahnlücke sieht man die Lemmalücke nicht. Lediglich der erste Duden nach der Nazizeit, die 13. Auflage, die ich leider nicht besitze, soll weiße Flecken, also erkennbare Lemmalücken gehabt haben. Als Notbehelf hat man angeblich aus dem Blei der stereotypierten Seiten der 12. Auflage die Begriffe Nazideutschlands heraus gestochen, um nicht alles neu setzen zu müssen.

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Die Merkel mal reinkleben – Ein Fall für Volontär Schmock

Völlig falsch hat „Süddeutsche.de“ den jüngsten Titel des SPIEGELS interpretiert und schreibt böswillig: “SPIEGEL stellt Merkel in eine Reihe mit Nazis”. Dem widerspricht der SPIEGEL-Chefredakteur Klaus Brinkbäumer im Spiegel-Blog und erklärt: „Der neue SPIEGEL-Titel fällt auf, spitzt zu, und scharf ist er auch. Aber missverständlich? Nein, missverstehen kann ihn nur, wer ihn missverstehen will. (…) Angela Merkel ist ausgeschnitten und mit Klebestreifen eingefügt worden; absichtlich plump also, damit das Titelbild an jene Karikaturen erinnert, die die Kanzlerin mit Hitler-Bart zeigen. Wir zitieren, ironisieren und verfremden einen Blick von außen und die Vermischung von deutscher Geschichte mit deutscher und europäischer Gegenwart.“

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Not lindern mit Nägeln – etwas über Etymologie

Über die Schwierigkeit, die Herkunft (Etymologie) eines Wortes oder einer Wendung sicher zu ermitteln, wenn Wörterbücher keine, konkurrierende oder fragwürdige Etymologien angeben, lese man bei Kollegin Cuentacuentos die umfassende Darstellung zum Verb „türken“ für „absichtlich fälschen“.

Das Wort hat gewiss nichts Diskriminierendes, wie eifernde Sprachreiniger glauben, doch über seine Herkunft kursieren eine ganze Reihe von Geschichten. Sicherheit könnte hier nur ein früher literarischer Fund bieten, aber der ist wie jeder Fund eben Glücksache.

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#SoFi und die apokalyptischen Reiter

Nein, ich habe das mysteriöse Leuchten nicht gesehen, als ein Meteorit über Süddeutschland, der Schweiz und Österreich eine Lichtspur in den Nachthimmel gemalt hat. Das Polarlicht über Hannover in der Nacht zum Mittwoch habe ich auch nicht gesehen. Und sehr wahrscheinlich werde ich auch die Sonnenfinsternis, Hashtag #SoFi, vom kommenden Freitag nicht sehen, nachdem die HAZ meldet: Schutzbrillen in Hannover bereits ausverkauft. Um die totale Sonnenfinsternis zu sehen, hätte man sowieso eine Kreuzfahrt in den Nordatlantik buchen müssen. Wer nicht vorgesorgt hat, möge sich an der Gif-Animation im Teppichhaus erfreuen.

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Volontär Schmocks Trendkompass März – Haßlöcher

Nonverbaal is ook en taal. (Jules van der Ley)

Zwischen Aachen und Jülich gibt es einen Ort namens Langweiler. Immer, wenn ich bei meinen Trainingsfahrten durch den Ort rollte, ich war dann meistens auf dem Rückweg und redlich müde, habe ich mir zu meiner Erquickung eine Gemeinderatssitzung vorgestellt, die vom Bürgermeister eröffnet wird mit den Worten: „Guten Abend, liebe Langweiler!“

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Begraben unter muffigen Perücken: Handschrift braucht Luft

Wie sieht es mit der Zukunft der Handschrift aus? Soll sie tatsächlich abgeschafft werden, wie von manchen Medien behauptet wird? Das Interesse an dieser Frage ist aufgekommen, nachdem vom finnischen Bildungsministerium verbreitet wurde, man wolle an finnnischen Schulen zukünftig nur noch Druckschrift lehren und möglichst früh den Gebrauch der Tastatur trainieren. „Schneller SMS verschicken und Texte auf dem Tabletcomputer bearbeiten zu können, das gehöre jetzt zu den neuen Bildungszielen. Einzelne Buchstaben auf Papier mit der Hand zu verbinden“, zitiert die FAZ, „sei für viele Kinder derart mühsam, dass es zu Schreibblockaden führe. Der Computer löse das Problem und erlaube es den Schülern, sich stärker auf den Inhalt des Geschriebenen zu konzentrieren.“

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Von Bachblüten, dem Stiftehandel und der Zukunft der Bildung

Angenommen, der Begründer der Bachblütentherapie habe nicht Edward Bach, sondern Edward Runkelrübe geheißen und hätte sein Behandlungsverfahren eigensinnig Runkelrübentherapie genannt, dann wäre ihm vermutlich kein Erfolg beschieden gewesen. Denn das Wort ‚Runkelrübe’ ist kaum geeignet auch nur annähernd so schöne Bilder in den Kopf zu zaubern wie ‚Bachblüte’. Als ich erstmals von der Bachblütentherapie hörte, dachte ich nicht an einen britischen Arzt mit leerem Gesicht und Stirnglatze, der gerade mal 50 Jahre alt geworden ist, sondern hatte sogleich ein anheimelndes Bild vor Augen:
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